Denkanstoß

<"Allen aber, die ihn aufnahmen, / gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, / allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, / nicht aus dem Willen des Fleisches, / nicht aus dem Willen des Mannes, / sondern aus Gott geboren sind." (Joh. 1, 12.13)

Liebe Brüder und Schwestern!

Diese Bibelstelle iet relativ bekannt und doch nicht einfach zu verstehen. 'Oje, Johannes mal wieder.' mag so mancher gedacht haben. Im Gegensatz zu den drei anderen Evangelisten, den sog. Synoptikern, hat Johannes eine ganz eigene Art, das Evangelium zu verkünden. Ihm ging es weniger um eine reine Tatsachenbeschreibung als viel mehr um eine Verherrlichung Jesu.

In diesen beiden Versen geht es um die sog. Gotteskindschaft. Was aber heißt Gotteskindschaft? Nun, simpel ausgedrückt bedeutet Gotteskindschaft ein Angenommensein von Gott. Bereits im Alten Testament war der Gedanke, dass alle Menschen Kinder Gottes sind, ein sehr wichtiger Gedanke. Exemplarisch finden wir dies beim Propheten Maleachi: " Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen?" (Mal. 2, 10)

Dennoch, die wirkliche Gotteskindschaft wurde erst im Neuen Testament fokussiert. Zur Zeit des Alten Testamentes trennten uns Menschen unsere Sünden von Gott (vgl. Jes. 59, 2). An Weihnachten sandte Gott seinen eingeborenen und sündlosen Sohn auf die Erde. Das war sozusagen der berühmte erste Schritt (wenn man von der Verkündigung Gabriels an Maria absieht), den Gott in unsere Richtung machte.

Jesus, der Sohn Gottes, ging diesen Weg für uns weiter bis ans Kreuz. Er besiegte den (ewigen) Tod und sorgte dafür, dass die durch den Sündenfall entstandene Kluft zwischen Gott und den Menschen überwunden wurde.

Die katholische Kirche lehrt, dass durch die Taufe die Erlösung von der sog. Erbsünde geschieht. Doch dürfen wir uns nun nicht zurücklehnen. Um wahre Kinder Gottes zu werden ist es erforderlich, dass wir ihm Einlass in unsere Herzen gewähren. Dadurch werden wir aus Gott geboren und werden wahrhaftig seine Kinder. Es reicht nicht aus, regelmäßig in die Kirche zu gehen, sondern Gotteskindschaft ist soviel mehr. Gotteskindschaft ist ein Leben mit Gott. Gott sagt Du zu jedem einzelnen von uns.

Wir haben in diesen Tagen Weihnachten und den Jahreswechsel gefeiert. Die obigen beiden Verse, die der Perikope vom ersten Weihnachtsfeiertag entnommen sind, machen deutlich, dass dies nur ein Anfang sein kann. Wer Jesus in sein Herz gelassen hat, wird hierbei nicht stehen bleiben, sondern mit ihm über Weihnachten und den Alltag hinaus seinen Weg gehen, bis dereinst das Ende der Zeit erreicht ist und Jesus wiederkommt.

Ein bekanntes Advents- Weihnachtslied lautet: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!" Öffnen wir unsere Herzen für Jesus Christus! Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!




© Brother Colin MacTarbh OSB obl. 01/13