Denkanstoß

„Daher wollen wir uns nicht mehr gegenseitig richten. Achtet vielmehr darauf, dem Bruder/der Schwester keinen Anstoß zu geben und ihn/sie nicht zu Fall zu bringen.“ (Röm 14, 13)

Liebe Brüder und Schwestern!

Wer von uns kennt das nicht? Jemand will uns ärgern und wir lassen uns auch noch ärgern. Ich selbst bin da nicht besser. Heute erst habe ich mich wieder tierisch über jemanden geärgert, der mich meiner Meinung nach gezielt ärgern wollte. Wahrscheinlich werden auch das viele von uns kennen, dass man sich da so richtig reinsteigern kann.

Doch heute kam mir der Gedanke: Warum lasse ich es eigentlich zu, dass mich dieser Mensch ärgert? Sind das nicht meine Nerven? Und überhaupt: Gehe ich durch diesen Ärger nicht eigentlich eine unheilvolle Verbindung mit jenem Menschen ein? Zudem fiel mir dann auch noch jener altbekannte Satz ein: „In jeder Minute, die man sich ärgert, versäumt man 60 glückliche Sekunden.“ (William Maughan). Also fasste ich nun ganz bewusst den Entschluss, mich über jenen Menschen nicht mehr zu ärgern.

In diesem Zusammenhang stellte sich mir die Frage: Was ist eigentlich Ärger? Hier war mir wikipedia mit seiner manchmal recht trockenen und dadurch wieder ermunternden Art eine große Hilfe. Wikipedia schreibt: „Ärger, auch Verdruss, ist eine spontane, innere, negativ-emotionale Reaktion (Affekt) auf eine unangenehme oder unerwünschte Situation, Person oder Erinnerung. Das, was Ärger hervorruft – das Ärgernis –, kann eine Frustration, etwa eine Kränkung sein. Das bewusste Hervorrufen dieser Emotion durch Andere wird als ärgern bezeichnet.“ Soweit die Online-Enzyklopädie.

Hier kam ich dann auf die Idee, doch mal in der Bibel nachzulesen, ob da was über Ärger drinsteht. Das Wort „Ärgernis“, also das, was laut Wikipedia meinen Ärger hervorruft, kennt die Bibel schon auch. Im Neuen Testament, das bekanntlich in altgriechischer Sprache abgefasst ist, steht hierfür das Wort „skandalon“.

Ja klar, von diesem Wort kommt unser deutscher Begriff „Skandal“. Interessant ist aber, dass skandalon eigentlich aus dem Bereich der Jagd, genauer der Fallenstellerei, kommt. Skandalon ist das Stellholz in einer Falle. Also ganz einfach: Tier tappt in die Falle, rempelt gegen das Stellholz, Falle schnappt zu und Tier gefangen oder tot.

Ein (abgeschwächtes) Wort für Ärgernis ist auch Anstoß. Wir alle kennen den Stein des Anstoßes und genau in diesem Sinne ist auch obiges Bibelwort gemeint. Will heißen: Ich soll meinen Nachbarn nicht für seine Handlungsweise verurteilen, sondern vielmehr darauf aufpassen, dass ich nicht selbst zum Stein des Anstoßes werde und dadurch womöglich andere vom rechten Weg (gemeint ist zu Gott) abbringe.

Also: Achten wir auf unser Tun und Handeln! Und vergeben wir unserem Nächsten, wo wir uns (ob zu Recht oder zu Unrecht) geärgert fühlen! Amen!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!




© Brother Colin MacTarbh OSB obl. 050814